Mission Europa Netzwerk Karl Martell

Schleichende Entchristianisierung

Posted by paulipoldie on December 13, 2009

Dass der Islam sich so erfolgreich in Europa ausbreitet, ist nicht sein Verdienst. Er trifft auf ein religiöses Vakuum. Den christlichen Kirchen fehlt es an Selbstbewusstsein. Höchste Zeit, dass sie ihr Steuerprivileg verlieren und wieder kämpfen lernen. Von Peter Keller

Man könnte die Geschichte auch andersrum erzählen. Bis jetzt war die Rede von der «schleichenden Islamisierung» unserer Gesellschaft, von «Kopftuchmädchen» und Zwangsheiraten, von Schuldispensen für muslimische Kinder, weil die Väter ihre Töchter nicht mit Knaben schwimmen sehen wollen. Es ging um die stille Ausbreitung einer Religion mit eigenem Rechtsverständnis (Scharia) und einem heiligen Buch (Koran), das dazu aufruft, ungehorsame Frauen zu prügeln, Andersgläubige zu töten und nicht zu ruhen, bis sich die ganze Welt Allah unterworfen hat.

Der Fokus liesse sich allerdings genauso auf die schleichende Entchristianisierung Europas richten. Der Islam stösst auf ein religiöses Vakuum und auf christliche Kirchen, die sich ihrer selbst nicht mehr gewiss sind. Dass katholische wie protestantischen Führungszirkel gegen das Minarettverbot kämpften, mag politisch opportun gewesen sein. Und doch: Keiner erwartet von Migros und Coop, dass sie dem Konkurrenten Aldi den roten Teppich auslegen. Es gibt nicht nur die Wahl zwischen Kreuzzug und Zu-Kreuze-Kriechen. Auch der sanftmütige Christus zeigte Zähne, als er die Händler und Geldverleiher aus dem Tempel jagte. Wohlverstanden: Seine Peitsche galt den hauseigenen Frevlern.

«Energieschleuder» Kirche

Was die Landeskirchen als Toleranz gegenüber dem Islam ausgeben, sind allgemeine Zerfallserscheinungen, die sich kaum mehr verwedeln lassen. Dass die Menschen sich vom Christentum entfremdet haben, hat weniger mit ihnen als mit den kirchlichen Institutionen zu tun: Diese haben den Glauben an sich selbst verloren. Wie wollen sie da eine Haltung verbreiten und die Gläubigen zurückgewinnen? Wer Halt sucht, zieht weiter. Darüber freuen sich Parallelkirchen wie die Evangelikalen auf reformierter oder die Pius-Brüder auf katholischer Seite.

Wenn eine Kirche ihren religiösen Schwingungsraum verliert, unterscheidet sie kaum mehr etwas von einer NGO. Der reformierte Zürcher Kirchenbote liest sich jedenfalls wie ein rot-grüner Katechismus. Auf der aktuellen Titelseite wird ausgiebig dem Klimagott gehuldigt («Gärtnern gegen den Klimakollaps»), und der Leitartikel denunziert in geübter Selbstanprangerung kirchliche Gebäude als «regelrechte Energieschleudern». Die «Arbeitsstelle Kirche und Umwelt» – so was gibt es tatsächlich – regt an, auf das Durchheizen der Gotteshäuser zu verzichten und die «Heizung vor Veranstaltungen nicht auf 20, sondern nur auf 18 Grad einzustellen». Man könne auch im Mantel einem Gottesdienst beiwohnen. Sicher kann man. Noch klimafreundlicher wäre, die «Energieschleudern» gleich ganz abzureissen. Mit dem Segen der «Arbeitsstelle Kirche und Umwelt». Amen. Ebenso symptomatisch war es, dass exakt am Sonntag der Abstimmung zu den Minaretten der angehende Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Norbert Brunner, vorschlug, den Pflichtzölibat abzuschaffen und verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen. Die üblichen Kniebeugen vor dem Zeitgeist. Viel anstrengender wäre es für den Sittener Bischof gewesen, den Leuten die historische Dimen- sion der Ehelosigkeit aufzuzeigen: Worin etwa die Grösse des mönchischen Ideals besteht. Oder dass der Zölibat erfolgreich die Ausbildung klerikaler Dynastien verunmöglicht hat, wo der Vater sein Priesteramt faktisch an den Sohn vererbt. Zudem setzt das Keuschheitsgelübde von jedem Kandidaten neu eine persönliche Berufung voraus. Und nebenbei gefragt: Ist denn die sittenstrenge, unter ständiger Aufsicht der Gemeinde stehende reformierte Pfarrersfamilie wirklich ein so prickelndes Gegenmodell?

Multi-Ethik-Blabla

Das christliche Fundament bröckelt weg. In den Schulen gibt es keinen konfessionellen Religionsunterricht mehr – dafür ein diffuses Multi-Ethik-Blabla, wie es die herrschende Political Correctness mit Nachdruck einfordert. Dabei ginge es nicht nur darum, dass ein Jugendlicher wenigstens das Vaterunser halbwegs stammeln könnte, sondern um einen kulturellen Unterbau. Um schlichtes Wissen. Mittlerweile steht ein junger Westeuropäer ebenso ratlos in der Sixtinischen Kapelle wie ein Festlandchinese auf seinem Vier-Tages-Trip durch Europa. Nein, das «Jüngste Gericht» ist keine neue Koch-Show auf Pro Sieben.

Wären die Kirchen börsenkotierte Unternehmen, müssten sie ihre Manager wortwörtlich zum Teufel schicken. Misserfolg ist kein genuin christliches Programm. Doch der Apparat zehrt von einem urtümlichen Steuerprivileg, das jede juristische Person, jede Firma, jeden kurdischen Kebab-Stand im Land verpflichtet, eine jährliche Opfergabe zu leisten. Mit erhobenem linkem Zeigefinger halten die Kirchenfunktionäre Strafpredigten gegen die Gier der bösen Banker, mit der rechten Hand greifen sie gleichzeitig tief in den Steuertopf, den die UBS, CS und alle anderen Schweizer Privatbanken massgeblich alimentieren. Es wird höchste Zeit, die Kirchen in ihrem Interesse von solchen Fesseln zu befreien.

Ohne staatlich verordnete Finanzierung müssten die Kirchen wieder lernen zu kämpfen. Mit Rückgrat, Intelligenz, Überzeugungskraft. Und je nach Lauf der Geschichte, Gott bewahre, würde man sich wieder an eine Reliquie aus dem 13. Jahrhundert erinnern. Sie liegt im florentinischen Kloster der Unbeschuhten Karmeliter und trägt die Aufschrift: «Gladius, quo usus fuit Sanctus Dominicus» – das ist das Schwert, das der heilige Dominikus gebraucht hat.

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-50/artikel-2009-50-essay-schleichende-entchristianisierung.html

2 Responses to “Schleichende Entchristianisierung”

  1. […] “Wenn eine Kirche ihren religiösen Schwingungsraum verliert, unterscheidet sie kaum mehr … […]

  2. > Dass der Islam sich so erfolgreich in Europa ausbreitet, ist nicht sein Verdienst. Er trifft auf ein religiöses Vakuum.

    Das sich der Islam in Europa ausbreitet liegt an unseren Einwanderungsgesetzen, der vollkommenen Ablehnung nationalen Denkens und der linken Kontrolle über die öffentlich-rechtlichen Medien und vieler anderer Organisationen, gerade dabei spielen auch die Kirchen eine grosse Rolle.

    > Den christlichen Kirchen fehlt es an Selbstbewusstsein.

    Nein, an Respekt vor den Menschen die gegen Überfremdung sind. Das Problem ist, dass sie immer so menschenfreundlich sein wollen.

    > Höchste Zeit, dass sie ihr Steuerprivileg verlieren und wieder kämpfen lernen.

    Ja weg mit dem Steuerprivileg, denn dann verlieren sie wenigstens ihre Macht.

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